ich sitze hier vor meinem rechner, und versuche
nach diesem wochenende meine gedanken und gefühle zu sortieren… mein kopf und
mein herz sind sooo voll mit wunderschönen erinnerungen an die blogst15. mit all
den wundervollen und tollen kreativen menschen, denen ich dort begegnen und die
ich dort kennenlernen durfte… der kopf und das herz sind voller
glimmer-glitzer…
und dann sind dort diese schrecklichen und nicht
in worte fassbaren geschehnisse in paris… mein herz wird augenblicklich sehr
schwer. bei dem gedanken an all die opfer und deren liebsten, schnürt es mir die
kehle zu und tränen verschleiern meinen blick.
ich bin völlig fassungslos über diese
hasserfüllte und brutale tat… mir fehlen die worte…
meine gedanken kehren zu den eigenen liebsten
zurück. und ich frage mich entsetzt – „wie um himmels willen erkläre ich all
dies meinen kindern?“ -. ganz fernhalten von ihnen werden wir es nicht können.
auch wenn mein herz dabei schreit, sobald ich nur daran denke dass ich es ihnen
„irgendwie“ werde erklären „müssen“…
in den drei tagen, in denen ich auf der blogst15
war, hat mein liebster hubby versucht beide von diesen schrecklichen geschehnissen
abzuschirmen… unsere madmoiselle wird nun bald zwölf und ist mit ihren
freundinnen vernetzt. selbst, wenn wir ihr nichts gesagt hätten, dann hätte sie
es spätestens über diesen kanal erfahren. und das ging für uns gar nicht! wir
wollten es ihr selbst sagen. also was tun?... ihr handy wurde zunächst einmal
ausgeschaltet und die nachrichten waren für die erste zeit tabu. mein liebster
hubby ist eine seele von mensch… sehr einfühlsam und sensibel. und nun war ich
nicht da. er musste es unseren kindern alleine erklären. er hat mit unserer
mademoiselle sehr kontrolliert und bedacht gesprochen. bilder wurden und werden
vermieden.
unser minimann wird in wenigen wochen sieben jahre alt. und für ihn
beschlossen wir, dass mein mann ihm nichts sagt, dass wir zusammen mit ihm
darüber sprechen werden. aber nicht sofort an dem abend an dem ich zurückkomme.
da war uns quality-time mit unseren beiden das wichtigste, ihnen liebe,
geborgenheit und sicherheit zu geben. heute abend werden wir uns dann mit
beiden zusammen aufs sofa setzen und versuchen diese schreckliche tat irgendwie
in kindgerechte worte zu fassen, ohne ihnen angst zu machen. es wird sehr schwer
werden, aber wir werden unser bestes geben. wir werden allen gedanken und
fragen unserer kinder zuhören und wir werden auf alle fragen kindgerecht
antworten.
im moment fühle ich mich ohnmächtig, aber auch
seeehr wütend. ohnmächtig, weil ich meinen kleinen kindern nun solche hasserfüllten
und unmenschlichen taten erklären muss, denn sie werden mich fragen: „mami,
warum machen diese menschen das?" "kann das auch bei uns passieren?"... aber diesem gefühl von hilflosigkeit möchte
ich keinen raum geben, denn meine kinder brauchen sicherheit.
gestern abend vor dem zu bett gehen, sagte mir
unsere madmoiselle: „ich werde nicht mit meiner schule ins theater fahren. ich habe sehr große angst, mami.. sie können überall sein und menschen erschießen“
was soll ich dazu sagen? ich habe sie in meine
arme genommen und sie zuerst einmal ganz fest gehalten, ihr versucht schutz und
geborgenheit und ein stückchen das gefühl von sicherheit zu geben. ich hoffe unser weg funktioniert und sie wird mit der zeit wieder ein gefühl von sicherheit
zurückbekommen können. in unserem mikrokosmos familie bestimmt, aber in der
welt da draußen? da werde ich sie nicht zu 100% schützen können, jedoch können
wir unseren kindern wurzeln und einen sicheren hafen geben. und das werde ich immer
tun.
für manche menschen mögen die gedanken unserer
mademoiselle nun ein wenig weit hergeholt sein, aber das ist ein kind und so
denken kinder nun einmal. sie können in dem alter noch nicht in der art rational denken
wie wir erwachsenen es können. auch können sie noch nicht so weit
differenzieren wie wir es können. das ist ja selbst für uns erwachsene in einer
situation wie die momentane unglaublich schwierig. für mich sind ihre gedanken
aus kindersicht absolut nachvollziehbar, denn es ist ja auch in paris ganz normalen menschen
passiert, die einfach nur in ein konzert gingen, die einfach nur in einem
restaurant saßen, warum also nicht auch menschen/ kindern in einem theater? wenn in paris, warum dann nicht auch bei uns?
ich kann deshalb ihre angst verstehen und ich
kann sie nachvollziehen. aber irgendwie muss ich es schaffen, ihr diese
bislang für uns so selbstverständliche sicherheit wiederzubekommen. und dies
wird nur durch zuhören, ernstnehmen und sprechen funktionieren können.
was für uns erwachsene die politiker sowie hoheits-
und sicherheitskräfte sind, um psychologisch für sicherheit zu sorgen, dass sind
wir eltern für unsere kinder. wir sind ihre sicherheitsgaranten. deshalb ist es ganz wichtig, dass wir
ihnen gegenüber keine angst zeigen und ihnen absolute sicherheit geben. für uns
beide ist es vor allem auch ganz wichtig nichts zu versprechen, was wir nicht
halten können. uns ist es wichtig nichts abzuwiegeln was für unser kind eine bedrohnung
darstellt und angst macht. wir wollen dass sich unsere kinder ernstgenommen
fühlen. unsere mademoiselle ist nun alt genug, die situation zu erfassen und zu
verstehen. sie werden in der schule darüber sprechen. unsere kinder werden unweigerlich damit in kontakt kommen. die menschen auf der
strasse und in den geschäften werden
sich über die geschehnisse unterhalten. aber für uns ist auch
ganz klar „keine bilder“ von den vorkommnissen in paris. solche dinge fressen
sich vor allem durch bilder ins gedächtnis und in die seele dieser kleinen
menschen fest.
wenn sie uns weiterhin sagt ich mag deshalb nicht
ins theater gehen, so ist das für uns nachvollziehbar und verständlich. wir
werden abwarten, wie sie sich in den kommenden tagen und wochen damit fühlen
wird. sollte sie dann entscheiden doch ins theater zu gehen, dann ist das gut
so. sie stellt sich ihrer angst und wenn nichts passiert, wird die angst
bekämpft und sie bekommt ihre sicherheit wieder zurück - zumindestens ein stückchen. das wäre der wünschenswerte
weg für sie ;-)
sollte sie jedoch weiter darauf bestehen nicht
ins theater zu gehen, so werden wir uns gedanken machen müssen wie wir mit
dieser situtation umgehen werden. im idealfall können wir ihr die sicherheit
geben, und sie bekommt den mut doch noch ins theater zugehen. ich wünsche es
mir sehr für sie. denn das letzte was wir alle möchten ist doch, dass unsere
kinder mit angst aufwachsen müssen.
habt es hübsch ihr lieben. eure tanja